Einführung
Warum beschäftigt man sich heute mit einer Familiengeschichte? Diese Frage sollte man sich immer wieder stellen, um verständlich machen zu können, was in der heutigen Zeit der weltweiten Kommunikation, in der es doch auf 800 Jahre Geschichte zwischen Halle – Leipzig – Dresden – Naumburg – Weimar – Kassel und Bad Hersfeld gar nicht ankommt, vielleicht doch reizvoll ist. Bei mir fing es mit der Überlieferung durch Eltern und Großeltern an, bei denen es dazu gehörte, daran zu erinnern, dass wir zu einer Familien gehören, deren Geschichte nun über mehr als 800 Jahre überliefert ist.
Wenn man wie ich nun ein Alter erreicht hat, bei dem man sagen kann, dass in den vergangenen Jahrzehnten so viel Unterschiedliches passiert ist, auch das Leben, die Gesellschaft, das Denken oder die politischen Realitäten sich immer wieder verändert haben, relativiert das auch jede Sicht auf das Leben vor der eigenen Zeit, aus der man selbst entstanden ist, auf deren Ereignisse man nun selbst das eigene Leben aufbauen musste.
Dass man als Mitglied einer der früheren Führungsschichten, genannt Adel, entstammt, definiert lediglich den gesellschaftlichen Rahmen, in dem sich die Geschichte bewegt und erlaubt wegen der herausgehobenen Stellung auch einen viel weiteren Blick zurück. Besitz u.ä. wurde eben schon vor 800 Jahren schriftlich verbrieft.
Wenn man sich in die Geschichte einer Familie vertieft, stößt man irgendwann auf viele Details, die den sozialen Lebensraum in der jeweiligen Zeit
sehr deutlich erkennbar werden lässt, der auch oft in der historischen Literatur nur begrenzt dargestellt ist. Man muss sich natürlich davor hüten, auf die aus heutiger Sicht oft fragwürdigen Gewohnheiten früherer Zeiten herabzuschauen.
Das wurde mir sehr klar, als ich im sog. Grünen Gewölbe in Dresden stand und diese vielen sehr teuren Gegenstände aus der Zeit um das Jahr 1700 sah.
Unwillkürlich kam mir die Geschichte meines Ahnen vor acht Generationen Georg Heinrich
in den Sinn, der als Untertan und Bediensteter des Kurfürsten August des Starken
all sein Vermögen einsetzen musste, auch den letzten Grundbesitz verkaufen musste, um sein Amt als Statthalter in Thüringen aus zu üben und oft lange oder sogar vergeblich auf die ihm zustehende Bezahlung warten musste. Es fing damit an, dass er seinen Sitz in Schleusingen vom Landesherrn erwerben musste.
Seit 40 Jahren arbeite ich an der Familiengeschichte, habe Archive in Magdeburg, Dresden, Weimar, Altenburg, Schleswig, Marburg, Düsseldorf, La Valetta und Bibliotheken in Dresden, Hannover, Köln, Düsseldorf, Marburg, Kassel und viele Kirchenbuchämter besucht und unendlich vieles neu herausbekommen. Dabei sind auch falsche Zuordnungen aufgetaucht, die meist auf Vermutungen beruhten, nun aber korrigiert werden können. Vieles steht noch an, so die Zeit der Familie zwischen 1200 und 1500.
Es gibt viele interessante Aspekte in dieser Familiengeschichte, die Wert sind festgehalten zu werden und mit denen man die Geschichte generell besser versteht. So werde ich in den nächsten Jahren alle bisherigen, zum Teil beträchtlichen Forschungsergebnisse zusammenfassen und in eine Druckform bringen, die lesbar und hoffentlich interessant ist.
Und über die neuen digitalen Quellen erschließen sich immer mehr Details.
Denkmale in Orten, an oder in Kirchen, in Schlössern oder Burgen, alte Quellen in Staatsarchiven und Bibliotheken erinnern heute immer noch an die Geschichte der Familie.