Dann kamen die Franzosen und dann auch Napoleon
und wieder ein Mitglied der Familie, Carl, später Hofmarschall der Kurfürstin in Schloß Fasanerie
und offenbar ein Bekannter der Brüder Grimm, stand an der Spitze der hessischen Truppen bei der Rückeroberung von Frankfurt in 1792.
Und der oben schon erwähnte Gottlieb
stand unter dem König Jerome von Westfalen in französischen Diensten, was ihm den Freiherrntitel einbrachte. Zuletzt war er Kommandant in Göttingen.
1815, wieder in hessischen Diensten, war er im Einsatz bei Sedan
und starb ein Jahr später, offenbar an den Folgen des Krieges. Interessant ist, dass sein zweiter Bruder Friedrich, mein Urahn, zur Zeit von Napoleon und Goethe in dem Staatskalender von Weimar
auftaucht, obwohl auch er in französischen Diensten, im Forstwesen bei Kassel, stand.
Einige Jahrzehnte später nahm unsere Urururgroßmutter als Sopransolistin an der Wiederuraufführung der Bachschen Matthäuspassion unter Louis Spohr in Kassel
teil. Ihr Porträt aus der damaligen Zeit hängt heute noch in Schloß Elmarshausen bei Wolfhagen. Der Bruder ihres Mannes wanderte nach beruflich erfolglosen Jahren Mitte des 19. Jahrhunderts nach Texas
aus, wo er unter anderem auf den Spuren von Old Shatterhand
durch Texas und Neu-Mexiko mit einem Trupp zur Vermessung der texanisch-mexikanischen Grenze zog und auch viele Indianer traf. Er war während des Zuges für die Küche zuständig und schildert in Briefen die Begegnungen. Einige Jahre später wurde er bei San Antonio erschossen.
Betroffen war die Familie von dem von Preußen betriebenem Untergang des Kurfürstentums Hessen-Kassel. Mein Ururgroßvater war 1864 hessischer Kriegsminister
und kommandierte die hessischen Truppen gegen Preußen von Mainz aus 1866. Nach der Niederlage schied er aus den Diensten aus und hatte noch lange brieflichen Kontakt zu dem nach Prag exilierten Kurfürsten.
An dem Krieg 1870/71 gegen Frankreich
nahm sein Sohn, mein Urgroßvater, nur in Hannoveraner Diensten teil, da seine Heimat preußisch geworden war. Von ihm ist auch überliefert, dass er in den 70ern in Kassel, als dort der preußische König/deutsche Kaiser die Straße herunterfuhr und gefeiert wurde, mit seinem Freund von Eschwege weiterging, den Hut über den Kopf gezogen und stur geradeausschauend, wobei er sich bei der Bevölkerung sehr unbeliebt machte.
Seine Schwester heiratete einen preußischen Offizier, der gleich zu Beginn des Krieges in der Schlacht bei Wörth
starb. Deren Schwiegersohn erlitt dasselbe Schicksal Ende 1914 in Rußland. Ansonsten erlitt die Familie in den beiden Weltkriegen glücklicherweise keine Verluste.
So gibt es viele interessante Aspekte in der Familiengeschichte, die Wert sind festgehalten zu werden, schon allein als Beitrag zu der sächsisch-thüringischen Region, die in ihrer Schönheit oder geschichtlichen Besonderheit im Westen Deutschlands doch weitgehend in Vergessenheit geraten ist.