Im Lauf der Geschichte

Im Lauf der Geschichte

Die jahrhundertlange Geschichte einer Familie ist immer eingebunden in viele historische Ereignisse, die man nicht vergisst, die die Geschichte der Menschheit geprägt haben.
Im Einzelnen dazu hier nur ein kurzer Überblick:

Es begann um das Jahr 700, als Karl der Große dabei war, sein Reich aufzubauen, auch nach Osten in das Land der Sachsen hinein auszudehnen. Dazu gehörte auch, dass er westliche kirchliche Institutionen mit einbezog. So schenkte er dem Kloster Hersfeld die Kirche im Ort Osterhausen in Sachsen.
In späteren Jahrhunderten, insbesondere im 12. Jahrhundert, befand sich dort ein Königshof, wahrscheinlich mit der Familie als dessen Verwalter.
1194 taucht dann der Name der Familie in Urkunden auf, ein Mitglied im Gericht des Landgrafen von Thüringen zur Zeit der Heiligen Elisabeth.
Mitte des 15. Jahrhunderts baut ein von Osterhausen die Kirche, in der dann später Martin Luther getauft wurde.
Und ein anderes Familienmitglied stirbt in einer Schlacht gegen die Hussitten zu Beginn des 15. Jahrhunderts in Böhmen.

Und zwei Mitglieder die sich auch in Allstedt aufhielten, sterben zu der Zeit, als der Bauernaufstand u.a. in Allstedt begann unter Thomas Münzer. Und die erste große Niederlage der Bauern fand in Osterhausen statt, das vom Grafen von Mansfeld in Schutt und Asche gelegt wurde.
Im 16. Jahrhundert nehmen zwei Mitglieder an dem sog. Grumbachschen Händel teil, dem Aufstand eines Adeligen gegen die sächsische Herrschaft. Einer der beiden begibt sich dann nach Frankreich, um unter General Montmorency gegen die Hugenotten zu agieren.
Als die Hugenotten Ende des 17. Jahrhunderts ihr Heimatland Frankreich, verlassen mussten, floh eine Familie, zuhause in Henrichemont, dem Ort des Herzogs von Sully, des Regierungschefs von Henri IV, nicht weit von der Loire bei Sancerre südlich von Orleans, nach Kassel. Und in der übernächsten Generation heiratete ein Mitglied dieser Familie Robert den berühmten Maler Johann Heinrich Tischbein der Ältere und deren Enkelin Anfang des 19. Jahrhunderts meinen Ururururgroßvater. Hinterlassen hat diese Verwandtschaft der Familie eine bis zu meiner Generation dauernde künstlerische Begabung.

Ende des 16. Jahrhunderts erwarb die Familie die Rudelsburg an der Saale (Siehe Willkommensseite) und wird in der Literatur der Burgenromantik seit dem 19. Jahrhundert als die Familie genannt, die die Burg verfallen ließ, was aber nicht stimmt. Sie wohnten nicht mehr in ihr, was in Bezug auf die Bedingungen in einer Burg des 13. Jahrhunderts 3 Jahrhunderte später nicht wundert. Überliefert ist aber durch Urkunden, dass sie die Burg instand hielten und ihre Gerichtsitzungen dort abhielten, bis die Schweden die Burg dann im Dreißigjährigen Krieg zerstörten. Und die Mittel für einen Wiederaufbau waren offenbar nicht mehr vorhanden. So wurde sie erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als sie die Familie schon seit 150 Jahren nicht mehr besaß, wieder aufgebaut.

Zentral für die weitere Geschichte der Familie war dann der Dreißigjährige Krieg, in dessen Verlauf viele Besitztümer zerstört wurden und/oder verloren gingen.Ein Teil der Familie, der sich auf die Seite der Schweden geschlagen hatte, musste Sachsen verlassen und ließ sich in Schleswig-Holstein, zunächst an den Fürstenhöfen Schleswig und Husum und dann in und bei Plön, insbesondere dem Rittergut Wittmoldt, nieder.
An mindestens einem halbe Dutzend bekannter Ereignisse in diesem Krieg waren Mitglieder der Familie beteiligt wie auch in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts an den Zügen gegen die Türken nach Österreich, Ungarn und Griechenland/Morea, um Europa vor ihnen zu bewahren.
In die Geschichte ging das Mitglied der Familie Christian ein, der zunächst kursächsischer Botschafter in Brüssel war und dann in den 30er Jahren des 17. Jahrhunderts Mitglied des Malteser Ordens wurde und Mitte des 17. Jahrhunderts die ersten beiden deutschsprachigen und bis heute existierenden und mehrfach neu aufgelegten Bücher über den Orden schrieb. Auch gibt es noch Spuren von ihm in Malta, in der deutschen Kapelle der Kathedrale des Ordens in La Valletta.

Ein Mitglied der Familie war Ende des 17. Jahrhunderts zu Beginn des Spanischen Erbfolgekriegs in Frankreich auf Reisen und wurde ein halbes Jahr lang an einem Ort am Pont-Neuf in Paris interniert. Interessant ist auch, dass etliche Mitglieder der Familie an Universitäten von Straßburg bis Königsberg und in Altdorf in Franken, überwiegend aber in Sachsen und Thüringen und sogar in den Niederlanden (Leiden, Utrecht, Groningen) studierten und sich an Doktorarbeiten beteiligten, die heute noch überliefert sind. Auch eigene Doktorarbeiten wurden verfasst.

Auch mindestens über 50 Texte in Gelegenheitsschriften und literarischen Texten zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert berühren/betreffen die Familie bzw. lassen Mitglieder der Familie als Autoren erscheinen wie vor allem Georg Albrecht in De Fortuna Politica von Christian Weise aus dem Jahr 1674. Auch die Mitgliedschaft von 2 Mitgliedern in der berühmten gesellschaftspolitischen Gesellschaft "Fruchtbringende Gesellschaft" der Herzöge von Weimar und Gotha ist in die historischen Annalen eingegangen.
Sehr nachhaltig sind die Begegnungen mit Preußen zwischen 1650 und Ende des 19. Jahrhunderts, von gelegentlichem Dienst am Hof des brandenburgischen Markgrafen, preußischen Kurfürsten/Königs bis hin zu Einbeziehung in kriegerische Begegnungen im Rahmen des preußischen Machtstrebens/Imperialismus bis zum ersten Weltkrieg.

Friedrich der Große hatte seine Kommandozentrale im Siebenjährigen Krieg eine Zeitlang im Schloß Lockwitz, wenige Jahrzehnte, nachdem die Familie dieses aufgegeben hatte. Interessant ist auch, dass ein von der Marwitz aus Friedersdorf dem König in diesem Krieg den Dienst verweigerte, als er von ihm den Befehl erhielt, das sächsische Schloß Hubertusburg zu plündern. Nicht erwähnt ist dabei, dass seine Großmutter ein Mitglied der Familie von Osterhausen war und das Gut Friedersdorf am Oderbruch jahrzehntelang nach dem Tod ihres Mannes von der Marwitz mit großem Erfolg verwaltete. Sie wird ausführlich in Fontanes Wanderungen erwähnt.

Nebenan auf dem Schloß in Gusow lebte ihre Schwester, die mit dem Sohn des "Alten Derfflinger", dem Kommandeur der preußischen Armee zur Zeit des Großen Kurfürsten, verheiratet war. Sie ist in die preußischen Annalen durch Wohlfahrts-Stiftungen für die Menschen in Preußen eingegangen.
Auch die Veränderung Kursachsens in einen absoluten Staat zur Zeit Ludwig XIV unter der Herrschaft von August dem Starken ist besonders erwähnenswert. Nicht nur dass er mit dazu beitrug, dass die Familie ihr Grundvermögen verlor, wie eingangs dargestellt, er bezog sie auch in sein persönliches Leben mit den Frauen seiner Umgebung ein.

So war Sophie Erdmuthe, Tochter des Hans Joachim, Kommandeurs seiner Leibgarde, auf Giesenstein, um das Jahr 1720 seine (offiziell vorletzten) Mätresse. Nach wenigen Monaten ließ er sie wieder fallen, weil das seine Schwiegertochter, die österreichische streng gläubige Prinzessin, so wollte. Sophie Erdmuthe wurde versorgt, mit einem polnischen Edelmann Stanislawski, der angeblich ein nichtehelicher Sohn des Kurfürsten war. Die Ehe lief nicht gut, wie viele Urkunden im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in Dresden belegen. Und eines Tages im November 1727 fand man Sophie Erdmuthe in ihrem Haus, sämtlichen Vermögens beraubt und vergiftet.

Zu der Tatsache dass seit langem in der Literatur ihr ein falscher Vorname (Henriette) zugeordnet wurde und wird, später mehr bei den Korrekturen. Interessant auch die Feststellung, dass das Originalbild des Falkoniers Ludwig Heinrich von Osterhausen in Kassel vom Juni 1766 (s. unten) von seinem Freund, dem Baron Carl von Wreech gemalt wurde. Dieser war der Sohn der Frau von Wreech, die in der Nähe von Köstritz an der Oder lebte und für die sich der schon genannte Friedrich der Große (oder besser der Kleine) offenbar sehr interessierte.

Der Freund Friedrichs, von Katte, den Friedrichs Vater zum Tode verurteilen und hinrichten ließ nach einem misslungenen Ausreiseversuch mit Friedrich nach England, war der Neffe der 2. Ehefrau von Georg Heinrich aus Schleusingen.
Neu aufgetaucht ist, dass möglicherweise Gottlieb von Osterhausen mit den dorthin bzw. an die Engländer zwischen 1776 und 1783 verkauften hessischen Truppen an dem Unabhängigkeitskrieg in den USA teilnahm. Dazu passt auch, dass in der Zeit ab dem Ende der 80er Jahre bis zum Ende der 90er Jahre von ihm nichts bekannt ist.
Dann kamen die Franzosen und dann auch Napoleon und wieder ein Mitglied der Familie, Carl, später Hofmarschall der Kurfürstin in Schloß Fasanerie und offenbar ein Bekannter der Brüder Grimm,  stand an der Spitze der hessischen Truppen bei der Rückeroberung von Frankfurt in 1792.
Und der oben schon erwähnte Gottlieb stand unter dem König Jerome von Westfalen in französischen Diensten, was ihm den Freiherrntitel einbrachte. Zuletzt war er Kommandant in Göttingen.
1815, wieder in hessischen Diensten, war er im Einsatz bei Sedan und starb ein Jahr später, offenbar an den Folgen des Krieges. Interessant ist, dass sein zweiter Bruder Friedrich, mein Urahn, zur Zeit von Napoleon und Goethe in dem Staatskalender von Weimar auftaucht, obwohl auch er in französischen Diensten, im Forstwesen bei Kassel, stand.

Einige Jahrzehnte später nahm unsere Urururgroßmutter als Sopransolistin an der Wiederuraufführung der Bachschen Matthäuspassion unter Louis Spohr in Kassel teil. Ihr Porträt aus der damaligen Zeit hängt heute noch in Schloß Elmarshausen bei Wolfhagen. Der Bruder ihres Mannes wanderte nach beruflich erfolglosen Jahren Mitte des 19. Jahrhunderts nach Texas aus, wo er unter anderem auf den Spuren von Old Shatterhand durch Texas und Neu-Mexiko mit einem Trupp zur Vermessung der texanisch-mexikanischen Grenze zog und auch viele Indianer traf. Er war während des Zuges für die Küche zuständig und schildert in Briefen die Begegnungen. Einige Jahre später wurde er bei San Antonio erschossen.

Betroffen war die Familie von dem von Preußen betriebenem Untergang des Kurfürstentums Hessen-Kassel. Mein Ururgroßvater war 1864 hessischer Kriegsminister und kommandierte die hessischen Truppen gegen Preußen von Mainz aus 1866. Nach der Niederlage schied er aus den Diensten aus und hatte noch lange brieflichen Kontakt zu dem nach Prag exilierten Kurfürsten.
An dem Krieg 1870/71 gegen Frankreich nahm sein Sohn, mein Urgroßvater, nur in Hannoveraner Diensten teil, da seine Heimat preußisch geworden war. Von ihm ist auch überliefert, dass er in den 70ern in Kassel, als dort der preußische König/deutsche Kaiser die Straße herunterfuhr und gefeiert wurde, mit seinem Freund von Eschwege weiterging, den Hut über den Kopf gezogen und stur geradeausschauend, wobei er sich bei der Bevölkerung sehr unbeliebt machte.

Seine Schwester heiratete einen preußischen Offizier, der gleich zu Beginn des Krieges in der Schlacht bei Wörth starb. Deren Schwiegersohn erlitt dasselbe Schicksal Ende 1914 in Rußland.  Ansonsten erlitt die Familie in den beiden Weltkriegen glücklicherweise keine Verluste.
So gibt es viele interessante Aspekte in der Familiengeschichte, die Wert sind festgehalten zu werden, schon allein als Beitrag zu der sächsisch-thüringischen Region, die in ihrer Schönheit oder geschichtlichen Besonderheit im Westen Deutschlands doch weitgehend in Vergessenheit geraten ist.

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